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Bayern hat gewählt – Auswertung der Landtagswahl

Die bayerischen Wählerinnen und Wähler haben am Sonntag einen neuen Landtag gewählt. Die CSU konnte ihr Ergebnis halten, während die Grünen, die SPD und die FDP Verluste hinnehmen mussten. Die FDP ist sogar aus dem Landtag geflogen. Gewinnen konnten Freie Wähler und die AfD. Hier nun eine Analyse der Stimmkreise und Regionen, um das Wahlergebnis besser zu verstehen.

Bayern ist in 91 Stimmkreise aufgeteilt. Ein Blick auf die Verteilung der Stimmen in den Stimmkreisen zeigt, dass die Parteien unterschiedlich gut in den einzelnen Kreisen abschneiden. Ein Blick auf die Wahlergebnisse auf Stimmkreisebene kann daher spannende Erkenntnisse über die Polarisierung der Wählerschaft bringen.

Die Menschen in den einzelnen Stimmkreisen unterscheiden sich und damit auch deren politische Einstellungen. Von ländlich geprägten Gegenden in Franken bis hin zu Großstadtstimmkreisen in München und Nürnberg, vom Alpenvorland bis an die sächsische Grenze – Bayern ist ein Flächenland. Sehen wir uns an wie stark die Stimmen in den Stimmkreisen zwischen den einzelnen Parteien korrelieren:

Die beiden Grafiken zeigen die Korrelation also den Zusammenhang zwischen den Stimmen für eine Partei auf der horizontalen Achse und der vertikalen Achse. Positive Werte (blau) bedeuten, dass in Stimmkreisen in denen Partei A gut abschneidet auch Partei B höhere Ergebnisse erzielt hat. Negative Werte (rot) zeigen das Gegenteil an: hohe Werte für Partei A korrelieren mit niedrigen Werten für Partei B. Hier sind die Stimmkreise also untereinander polarisiert.

Im Vergleich zur Landtagswahl 2018 zeigt sich, dass die Polarisierung zwischen CSU und Grünen (-0,85 zu -0,57) trotz der harten Gangart abgenommen hat. Eben so hat die Korrelation zwischen AfD und CSU abgenommen, sie ist aber weiterhin positiv. Während 2018 noch ein positiver Zusammenhang zwischen CSU und Freie Wähler Ergebnis vorhanden war, ist dieser nun verschwunden. Es gibt keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen den Parteien mehr.

Bei den Grünen hat zwar die Polarisierung zur CSU abgenommen, zu den Freien Wählern und zur AfD hat sie sich aber verstärkt. Das kann ein Hinweis auf eine zunehmende politsche Polarisierung in Bayern sein. Zur SPD und FDP hat die Polariserung abgenommen, hier korrelieren die beiden Parteiergebnisse nun noch stärker miteinander. Man kann also sagen, dass in Stimmkreisen in denen viele Menschen die Grünen gewählt haben auch viele Menschen SPD und FDP gewählt haben, während sie noch weniger als 2018 AfD oder Freie Wähler gewählt haben.

So zeigt sich in Bayern eine recht klare Polariserung zwischen rechten und linken Parteien. Die FDP Stimmverteilung ist dabei deutlich ähnlicher zu den Grünen und der SPD als zur CSU oder den Freien Wählern.

Ein Blick ins Detail

Die sog. Scatterplots zeigen die einzelnen 91 Stimmkreise und die Stimmanteile für jeweils zwei Parteien.

Zunächst die Hauptkonkurrenten: CSU und die Grünen. Weiterhin sind die Stimmkreise auf dieser Achse recht polairisert, aber die Polarisierung hat abgenommen. Während 2018 der Zusammenhang noch recht klar negativ ist, ist er nun in 2023 nicht mehr ganz so eindeutig. Die Trendlinie ist weniger steil.

2023 in blau, 2018 in gelb

Zwischen CSU und Freien Wählern ist nun kein Zusammenhang mehr festzustellen. Die Trendlinie verläuft waagerecht. In einigen Stimmkreisen konnten die Freien Wähler sehr gute Ergebnisse erringen, aber dies ist unabhängig vom CSU abschneiden. Dies deutet auf lokale Unterschiede in den Stimmkreisen und bei den Kandidaten der Freien Wähler hin.

Eine andere recht klare Polarisierungslinie verläuft zwischen Grünen und AfD. In Stimmkreisen in denen die Grünen hohe Ergebnisse erzielten, konnte die AfD nur wenige Stimmen holen und umgekehrt. Dies bestätigt die generelle starke Polariserung zwischen Grünen und AfD.

Auf der Linken Seite sieht das Bild anders aus. In Stimmkreisen in denen die SPD gut abgeschnitten hat, schnitten auch die Grünen gut ab.

Einen ähnlichen Zusammenhang gibt es auch auf der rechten Seite. Stimmkreise mit hohem Stimmanteil für die Freien Wähler haben ebenfalls einen höheren Stimmanteil für die AfD. Der Zusammenhang ist allerdings etwas schwächer als zwischen SPD und den Grünen.

Regionale Treiber der Parteien

Mit Hilfe einer multivariaten Regressionsanalyse lassen sich regionale Einflussfaktoren für den Erfolg der einzelnen Parteien feststellen. In der Grafik zu sehen ist der Einfluss der Regionen auf das Ergebnis der Parteien. Punkte auf der rechten Seite zeigen, dass in diesen Regionen die Partei mehr Stimmen erringen konnte als in der Vergleichsregion Oberbayern. Punkte auf der linken Seite zeigen, dass die Partei in diesen Regionen weniger Stimmen erringen konnte als in Oberbayern. Oberbayern dient hier als Vergleichsregion, da die Effekte nur relativ auszuwerten sind. Großstädte sind alle Stimmkreise, die in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern liegen (München, Nürnberg, Augsburg, Fürth, Erlangen, Ingolstadt, Regensburg, Würzburg).

Die CSU bekam also vor allem in Franken und in der Oberpfalz mehr Stimmen als in Niederbayern und Oberbayern und in Großstädten. Auch die SPD ist in Franken erfolgreicher als in Oberbayern und Niederbayern, allerdings ebenfalls in Großstädten. Klare Großstadtpartei sind die Grünen, die sonst in Niederbayern, der Oberpfalz und Oberfranken schlechter abschneiden. Die Freien Wähler sind besonders in Niederbayern stark, während sie in Franken und in Großstädten schlechter abschneiden.

Gerade in den Großstädten zeigt sich ein klare rechts/links Polarisierung.

Weitere Stimmkreisplots